Lieblingsbilder: Loop of Fintry Wasserfall

In der Serie „Lieblingsbilder“ möchte ich euch meine schönsten Fotos vorstellen, mit denen ich auch oft emotionale Momente verbinde. Ich lade sie zu kurzen visuellen Reisen in die Nähe und in die Ferne ein. Ich möchte euch etwas über die Orte berichten und auch wie die Fotos entstanden sind- mit praktischen Tipps zur besten Aufnahmezeit und Fototechnik.

Die schottischen Lowlands werden – wie ich finde zu Unrecht – bei vielen Schottland-Reisen links liegen gelassen. Schottland besteht aber aus mehr als Edinburgh und den Highlands. Bei meiner ausgedehnten Schottland-Reise im Frühjahr 2019 habe ich deshalb bewusst die Borders und die Lowlands mit eingeplant. Abseits der – selbst in Schottland – schon etwas ausgetretenen Pfade der (Natur-) Sehenswürdigkeiten lässt sich so mancher Schatz entdecken. Bei der Planung der exakten Reiseroute nutze ich auch immer Goolge Maps, um interessante Orte zu entdecken, die nicht im Reiseführer stehen. Den Namen „Loop of Fintry“ fand ich interessant. Er bedeutet übersetzt „Schleife von Fintry“. Nach kurzer Recherche fand ich heraus, dass es hier einen nicht besonders bekannten, aber sehr schönen Wasserfall gibt.
Der Endrick River schlängelt sich durch das landschaftlich reizvolle Nirgendwo zwischen den Campsie Fells und den Fintry Hills und stürzt unerwartet mit einer Fallhöhe ca. 30 m in eine seitlich gelegene Schlucht. Ich finde es ist einer der spektakulärsten Wasserfälle in den schottischen Lowlands und es ist ein Rätsel, warum er nicht besser bekannt ist. Vielleicht liegt es daran, dass das flussaufwärts gelegene Carron Valley Reservoir einen Großteil des Einzugsgebiets des Flusses blockiert und der Fluss Endrick somit nicht zuverlässig gleich viel Wasser führt. Ich wollte ihn auf jeden Fall besuchen und es hat sich sehr gelohnt.

Wie ist aber nun dieses märchenhaft aussehende Bild entstanden?

Der einzige Anhaltspunkt, um den Wasserfall zu finden, sind GPS-Koordinaten. An der Landstraße B818 von Denny nach Killearn steht kein Schild und es gibt auch nur seitlich ein paar unscheinbar ausgefahrende Seitenränder, wo man parken kann. Nach etwas Suche im Gelände, fand ich auch den Durchgang im Zaun und einen kleinen Holzwegweiser, der den Weg zum Wasserfall wies. Ich war also richtig. Nach 15 Minuten über einen einfach zu gehenden Pfad ist man vor Ort. Ein wirklich wunderschöner Platz. Es ist vollkommen still, bis auf das zwitschern Vögel und das Rauschen des Wassers das langsam näherkommt, wenn man sich dem Wasserfall nähert.

Bei Wasserfällen nutzte ich gerne eine lange Belichtungszeit, um einen weichen Effekt beim Wasser zu erzielen. Ich finde das gibt dem Wasser eine gewisse „Eleganz“. Mit Belichtungszeiten von 2 bis 5 Sekunden habe ich oft schöne Ergebnisse erzielt. Es kommt immer auch auf die Dynamik des Wassers und die Fließgeschwindigkeit an. Bei so langen Belichtungszeiten ist natürlich ein Stativ ein absolutes Muss. Ich habe für Wanderungen ein sehr gutes leichtes Reisestativ. Es lässt sich auf 35 cm zusammenklappen und passt in jeden Rucksack.

Bei bedecktem Himmel oder im Wald sind lange Belichtungszeiten einfach zu erreichen, weil ohnehin wenig Licht zur Verfügung steht. Hier aber liegt der Wasserfall unter freiem Himmel an einem strahlend sonnigen Mai-Tag. Hier ist einfach viel zu viel Licht da, um eine notwendig lange Belichtungszeit einzustellen, selbst wenn man Blende 22 wählt. Abhilfe schafft das Set von Neutraldichtefiltern (ND Filter), das ich immer dabei habe. Ich hatte viel Zeit und probierte die verschiedenen Filter aus. Der „Nachteil“ von sehr dichten Filtern (ND 1000) liegt darin, dass man im Sucher nur noch ein schwarzes Bild sieht. Der 1000er-Filter macht das Bild 10 Blendenstufen dunkler. Es ist also notwendig, vor dem Aufschrauben des Filters den Bildausschnitt zu wählen und die Entfernung einzustellen. Die Belichtungsmessung funktioniert bei den weniger dichten ND-Filtern noch recht zuverlässig, bei dem ND 1000 muss man mehr ausprobieren. Mit dem ND 64 habe ich für mich in diesem Fall die besten Ergebnisse erzielt. Ich habe auch ein Bild ohne ND-Filter gemacht. Ihr seht es weiter unten. Hier wiederum sind dann sehr kurze Belichtungszeiten (mindestens 1/1000 sek) von Vorteil, da man die einzelnen Wassertropfen sozusagen „einfrieren“ kann. Welches Bild gefällt euch besser? Anschließend bin ich noch ein wenig flussaufwärts gewandert. Der Fluss ist oberhalb ganz ruhig und plätschert zwischen grünen Wiesen. Sehr idyllisch.

Weitere Bilder dieser Serie:


  Technische Daten:
Blende: 16,0
Verschlusszeit: 5 sek.
ND-Filter 64
Kamera: Canon EOS 5D Mark IV
Objektiv: Tamron Weitwinkelobjektiv 24-70 (bei 24 mm)
Datum: 24.05.
Uhrzeit: 15:30 Uhr


  Koordinaten:
Adresse: Loop of Fintry, Stirling, Schottland
Koordinaten: 56.04990°N 4.14981°W
Google+ Code: 2VX2+Q2 Gonachan Cottage, Glasgow, Vereinigtes Königreich